Meldestelle für digitale Barrieren

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Eine der Barrieren, die häufig der Meldestelle für digitale Barrieren gemeldet werden, sind visuelle Captchas. Diese stellen für viele Menschen eine unüberwindbare Barriere dar, die eigentlich vermeidbar wäre. Captcha ist ein Akronym und bedeutet im Deutschen so viel wie „vollautomatischer öffentlicher Turing-Test um Computer von Menschen zu unterscheiden“.

Alan Turing war ein britischer Logiker, Mathematiker, Kryptoanalytiker und Informatiker. Der von ihm vorgeschlagene Turing-Test soll dazu dienen lediglich aufgrund einer geschriebenen Unterhaltung zu unterscheiden ob der Gesprächspartner ein Mensch oder eine Maschine ist. Das Captcha soll zwar helfen zwischen Mensch und Maschine zu unterscheiden, ist aber kein Turing-Test! Es ist eigentlich ein einfacher „Challenge and Response“-Test, also ins Deutsche übersetzt ein Test, der die Antwort auf eine Herausforderung oder Aufgabe auswertet.

Beim Captcha geht es darum festzustellen ob derjenige, der zum Beispiel ein Formular im Internet ausfüllt, tatsächlich ein Mensch ist. Zu diesem Zweck wird bei einem visuellen Captcha eine Abbildung gezeigt (Herausforderung) und die Aufgabe besteht darin, die in der Abbildung enthaltene verzerrte Zeichenkette zu erkennen (Antwort) und in ein Eingabefeld zu übertragen. Dem liegen die irrtümlichen Annahmen zu Grunde, dass ein Computer nicht in der Lage ist die Zeichenkette zu erkennen und dass Menschen dies sofort können. Selbstverständlich gibt es mittlerweile Programme, die ein Captcha problemlos lösen können. Menschen dagegen haben mitunter Probleme ein Captcha zu lösen. Die Zeichen werden in der Regel verzerrt und verdreht dargestellt, also bewusst mit Barrieren versehen. Die Anbieter eines Captchas haben erkannt, dass Menschen damit ein Problem haben könnten und man kann sich andere Abbildungen anzeigen lassen. Schließlich gibt es eine ganze Reihe von Menschen, die ein Captcha aufgrund von Behinderungen überhaupt nicht lösen können.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Wert eines Captchas gesunken ist. Eine eindeutige Unterscheidung zwischen Mensch und Maschine war wohl nie gegeben. Auch vor einigen Jahren wurden blinde Menschen diskriminiert weil sie bei dem Test „Mensch oder Maschine“ nicht als Mensch erkannt wurden. Mit der Verbreitung von Captchas als Schutz vor illegalen Aktivitäten stiegen auch die Anstrengungen diese Schutzfunktion auszuhebeln. Audio- Captchas und logische Captchas stellen auch keine reale Alternativen zu visuellen Captchas dar weil sie ähnlich diskriminierend wirken und insbesondere Audio-Captchas noch schlechter von Menschen gelöst werden können als visuelle Captchas.

Das Captcha ist kein Garant für 100%ige Sicherheit. Vor allem steht die Frage im Raum, wieso man als Mensch beweisen muss, dass man ein Mensch ist. Sinnvoller wäre es schädliche Programme zu erkennen. Anders als der Mensch ist ein Programm viel schneller beim Ausfüllen von Formularfeldern. Wenn die Zeit zwischen dem Bereitstellen und dem Abschicken eines Formulars nur Bruchteile von Sekunden beträgt, kann das kein Mensch gewesen sein. Ein anderer Ansatz beruht darauf, dass ein Formular zusätzliche Eingabefelder hat, die der Mensch nicht sieht, die aber auch leer bleiben müssen. Ein automatisches Programm füllt alle Eingabefelder aus. Dies sind nur zwei mögliche Lösungen um Menschen von Maschinen zu unterscheiden, ohne dass die Menschen selber aktiv werden müssten und ohne, dass Menschen wegen einer wie auch immer gearteten Behinderung diskriminiert werden. Aus diesem Grund steht die Forderung nach einem generellen Verzicht auf Captchas im Raum.

Weiterführende Verweise finden Sie im Informationsportal Di-Ji